Die Wand

„Ich lasse mich selbst als das Kind meiner Eltern so, wie ich mich jetzt vorfinde, ohne mich anders haben zu wollen.“

Im vierten und letzten Teil dieser Reihe geht es um die Art und Weise, wie ich täglich auf mich selbst reagiere oder mit mir umgehe. Mir begegnen dabei Abläufe, die sich wiederholen, sogenannte Muster. Ich meine damit all die Vorannahmen, Gefühlsreaktionen, Gedankenwege und Handlungsabläufe, mit denen ich unwillkürlich auf bestimmte Situationen, Ideen oder Erinnerungen reagiere. Sie passen oft gar nicht zur tatsächlich aktuellen Lage, aber sie scheinen so gut wie automatisch abzulaufen. Vorweg: Ich schreibe hier nicht darüber, wie man seine „Muster“ los wird. Das geht nämlich nicht. Und darum geht es auch nicht. Das „Los Lassen“ wie das „Los Werden“ leben von der Illusion, dass man wirksam an sich arbeiten könne. Für Erwachsene jedoch ist die Zeit des „An sich Arbeitens“ vorbei, sowohl im persönlichen Leben als auch in Therapie und Beratung. Wer an sich arbeitet, arbeitet gegen sich. Hier geht es darum, sich zu lassen, samt der „Muster“.

Die ersten Muster beginnen mit ihrer Arbeit schon im Mutterleib. In der Kindheit und Jugend kommen neue hinzu, wie immer sie gebraucht werden. Keines von ihnen ist vermeidbar. Ich habe sie entwickelt oder übernommen, während ich von meiner meiner Familie, also primären Gruppe, abhängig war. Hätte ich eines meiner Muster nicht genau so entwickeln oder übernehmen können, wäre ich längst tot. „Muster“ sind zum Überleben da, sie sind immer Überlebensmuster, andere gibt es nicht. Schauen wir also auf Situationen, in denen sie unmittelbar Sinn gemacht haben, auf ihren „Sitz im Leben“.

„Muster“ entstehen in der Auseinandersetzung des Lebens, „mit“ dem ich geboren bin, mit dem Leben der Leute und Orte, „bei“ denen ich geboren bin (James Hillman), etwa meinen Eltern. Im Zusammensein mit den „Leuten und Orten, bei denen ich geboren bin“ bildet die abhängige Liebe im Laufe der Zeit im Mutterleib, der Kindheit und der Jugend ein Geflecht aus tausenden von Überlebensstrategien und –mustern, mit denen ich mich selbst für identisch halte: mein Ego. Solange ich nichts von der lebensrettenden Arbeit der abhängigen Liebe in mir weiß, ist mein Ego Chef im Ring. Solange halte ich nämlich alles, was die abhängige Liebe mich tun, fühlen und denken lässt, für mein Wesen, für „Ich“.

„Ego“ interessiert sich nicht für Erfüllung, Glück oder Wachstum. „Ego“ will überleben, nichts sonst. „Ego“ kennt nur die Abhängigkeit von der Umgebung (Embryonalzeit und Kindheit) bzw. den Kampf gegen diese Abhängigkeit (Jugend). „Ego“ nimmt erstaunlicherweise nicht wahr, wenn diese Abhängigkeit endet, wenn man etwa den körperlichen Tatsachen nach erwachsen geworden ist. „Ego“ kann mit Freiheit nichts anfangen, es erlebt echte Freiheit als Bedrohung. „Ego“ weiß auch nicht, dass seine eigenen körperlichen, emotionalen und rationalen Muster eine Leistung darstellen, eine Überlebensleistung. „Ego“ verwechselt (identifiziert) sich mit ihnen. „Ego“ gaukelt mir vor, ich selbst sei eben so. Es bekommt nicht mit, dass ich das Leben „der Leute und Orte, bei denen ich geboren bin“, schon überstanden habe. „Ego“ ist ein Trick, ein genialer Überlebenstrick der abhängigen Liebe. Er hat nur eine kleine Eigenheit: um als seelischer Leibwächter wasserdicht funktionieren zu können, muss „Ego“ sich fortlaufend selber austricksen, indem es sich vormacht, die Bedrohungen von damals seien alle noch da.

Wie das präzise Gegenteil davon erscheint mir mein „Selbst“, das Leben „mit dem ich geboren bin“ (Hillman). „Selbst“ interessiert sich nicht für das Überleben. Es fühlt sich immer sicher. Es ist pures Dasein, einfach mein Leben. „Selbst“ ist schon vorhanden, wenn ich gezeugt werde, es ist das Leben, „mit dem ich geboren werde“. „Selbst“ heißt nichts weiter als „Ich bin“. Es nimmt Abhängigkeiten und Bedrohungen nicht wahr. Es will sich vollziehen und erfüllen, nichts sonst. Wo immer dies beschränkt, eingeengt oder behindert wird, entsteht Trauer. Mein Selbst ist Wachstum und offene Zuwendung, nichts sonst. Es ist „Selbst-Liebe“ bzw. geistige Liebe (Wilfried Nelles). Selbst-Liebe fühlt sich nicht persönlich an, sie ist einfach ein offener Raum.

Noch etwas kommt hinzu: „Selbst“ ist immer Gegenwart. „Selbst“ ist Jetzt. „Selbst“ hat keine Vergangenheit und keine Zukunft, es hat und braucht nur den gegenwärtigen Moment. Der gegenwärtige Moment kennt keine Zeit, er hat mit der Zeit nichts zu tun. Der gegenwärtige Moment ist einfach Leben, nichts sonst (Osho). Jesus nannte dies „ewiges Leben“. „Ego“ hingegen hat keine Gegenwart. Sein Job ist vielmehr, mich vor der Gegenwart zu schützen. „Ego“ kennt das gegenwärtige Leben nicht, es kennt nur die Zeit, einerseits als Vergangenheit und andererseits als Zukunft in Projektion des Vergangenen. Für „Ego“ geht die Zeit entweder zu schnell, zu langsam oder überhaupt nicht vorbei. „Ego“ nimmt den gegenwärtigen Moment nicht wahr. Seine Aufgabe als Leibwächter besteht ja darin, meinen Kontakt mit dem (unbewusst) als bedrohlich erlebten gegenwärtigen Moment zu vermeiden.

 

„Ich lasse mich selbst als das Kind meiner Eltern so, wie ich mich jetzt vorfinde, ohne mich anders haben zu wollen.“

Wenn ich mir heute selbst begegne, mich spüre, sehe und als „Thomas“ fühle, begegne ich einer lebendigen Resonanz zwischen Beidem: zwischen Ego und Selbst, Überlebenmüssen und selbstverständlichem Dasein, Enge und Weite, Anspannung und Entspannung. Ich bin eine Schwingung, ein Wechsel von Ruhe und Aktion, von Gehen und Bleiben, von Stillstand und Wachstum, von Aufbruch und Sicherheit, wie jedes lebende Wesen. Schön, nicht wahr? Nun, im Wesentlichen bin ich das als ein Kind meiner Mutter und meines Vaters.

Diese beiden Leute hatten sich als Eltern zur Zeugung und Aufzucht des heutigen Mannes Thomas zur Verfügung gestellt, ohne zu ahnen, worauf sie sich einließen. Auf gleiche Weise stellten sie sich noch für weitere Menschen zur Verfügung, meine Geschwister. Sie wurden ebenfalls unausweichliche Subjekte der abhängigen Liebe meinerseits, so wie ich dies ihrerseits und natürlich auch seitens der abhängigen Liebe meiner Eltern wurde. All das finde ich vor, wenn ich mir selbst begegne. Da kann einem schon mal schwindlig werden. Wo soll ich da hinschauen?

Nach meinem Eindruck kommt es nicht so sehr darauf an, wohin ich schaue, sondern von wo aus ich schaue. Es geht um den inneren Ort meines Erlebens, verbunden mit dem Alter und allen dazugehörigen Erinnerungen, Fähigkeiten, aktiven Mustern usw. Es geht darum, aus welchem Bewusstsein heraus ich mich selbst erlebe. Erlebe ich „mich selbst“ von jetzt aus, von der unmittelbaren Gegenwart her, ist alles gut. Dann gibt es an mir und meinem Leben nichts zu meckern oder zu beschönigen, zu reklamieren, zu ignorieren, zu verbessern oder in den Himmel zu heben. Dann bin ich einfach da, beiläufig und selbstverständlich. Dann spüre ich sozusagen in all meinen Zellen, dass ich gar kein anderer sein kann, weil kein anderer Thomas da ist. Dass ich auch kein anderer sein muss, denn sonst wäre ja wohl der reale Thomas verschwunden. Dass ich sozusagen unausweichlich bin, für mich selbst wie für meine Umgebung. Dann gibt es vielleicht manchmal Schmerzen oder Unbehagen, aber kein dauerhaftes Leiden.

Das Erleben vom gegenwärtigen Moment aus, vom Jetzt her, hat zwei unmittelbare Wirkungen: Erstens lasse ich mich sein. Ich bin einig mit mir, ohne etwas dafür oder dagegen zu tun. Ich nehme mich selbst nicht mehr persönlich, lasse z.B. meine Nase so groß wie sie ist, ohne sie besonders schön oder besonders hässlich zu finden. Sie muss nichts weiter sein als meine Nase. Ich lasse meine Muster so sein, wie ich sie aus meiner Geschichte mit Eltern (und Geschwistern) an mir wiedererkenne. Dazu auch das, was jetzt gerade aus mir heraus auftaucht. Ohne irgend etwas besonderes dabei zu finden, weder Verachtung oder Mitleid, noch Begeisterung oder Verehrung. Schmerz, Angst, Wut und Trauer wirken wie ein Echo – die meisten Gefühle, die man täglich so fühlt, sind nichts anderes als Echos aus der Vergangenheit. Die Gegenwart bzw. das Erleben aus der Gegenwart heraus braucht und erzeugt vor allem so etwas wie heiteres Mitgefühl. Mit sich selbst, und dadurch auch mit der Umgebung. Dann ist die Selbstliebe spürbar, aktiv ist sie sowieso, ob man es mitbekommt oder nicht. Viele suchen danach unter der Überschrift “Gelassenheit“ oder „innerer Frieden“. Man kann es nicht „suchen und finden“. Es genügt, mitzubekommen, dass es sowieso da ist, und zwar immer schon – im gegenwärtigen Moment.

Zweitens lasse ich mich sein im Sinne von „Lass es sein, let it be“. Ich höre auf, an mir zu arbeiten. Es gibt nichts zu verbessern, ich bin sozusagen unverbesserlich. Damit meine ich weder Resignation noch kindlichen oder jugendlichen Trotz: „Ich bin eben so, und wer mich nicht mag, der kann mich mal.“ Dieser Trotz war nötig und gut, um damalige Ohnmachtsgefühle zu bannen. Ich bin aber nicht mehr ohnmächtig. „Ich lasse mich sein“, bedeutet: ich entlasse mich aus allen Optimierungs- und Therapie-Programmen, seien es Diäten, gute Vorsätze, erzieherische Partnerschaften, Lebenspläne und sonstige Quälereien. Alles, wo ich mich nicht sein lassen kann, wird früher oder später Quälerei. Es wiederholt und inszeniert immer aufs Neue die alten Schmerzen und Wonnen der abhängigen Liebe aus der Zeit des Ungeborenen, der Kindheit oder der Jugend. „Ich lasse mich sein“, heißt daher: ich muss nicht mehr in Anpassung oder im Protest gegen diese Anpassung überleben. Ich lebe aus mir selbst heraus. Genauer: ich überlasse mich dem, was aus mir selbst heraus leben will. Was das ist, weiß ich vorher nicht. Das kann ziemliche Überraschungen geben, gleichzeitig ist es immer lebendig und unausweichlich. Und es ist meinem Zugriff ebenso entzogen wie andere Tatsachen der Natur, etwa ein Erdbeben oder ein Sonnenaufgang. Erlebe ich mich von der Gegenwart her, von jetzt aus, finde ich in meinem So-Sein kein Problem.

Sobald ich „mich selbst als eine Naturtatsache“ innerlich jedoch von einem anderen Ort als der Gegenwart aus erlebe, wird es bedrohlich. Oft sogar subjektiv lebensgefährlich. Ich brauche dazu nicht viel, nur eine innere oder äußere Situation, die sich wie eine Bedrohungslage von früher anfühlt, einen sogenannten Trigger. Trigger gibt es massenhaft, der beste Selbstbedienungsladen dafür sind unsere nahen Beziehungen, etwa Partnerschaften, Kinder oder noch immer die eigenen Eltern. Schauen wir uns das genauer an. Wir gehen der Reihe nach vor und beginnen mit einem Ort des inneren Erlebens, der uns naturgemäß am nächsten ist: der Jugend.

„Mich selbst als eine Naturtatsache“ gibt aus der Perspektive der Jugend nicht. Im inneren Erleben des Jugendlichen findet man keinen Kontakt zu seiner heutigen tatsächlichen Gegenwart, sondern nur zu seiner damaligen, längst vergangen. Wenn ich mich aus der Perspektive des jugendlichen Thomas erlebe, gibt es mich vor allem als ein zornig-trauriges Etwas, an sich selbst und der eigenen Unvollkommenheit leidend, versehen mit einer selbstverordneten Entwicklungs- und Selbstverwirklichungs-Aufgabe. Es gibt mich im Grunde nur als ein Konzept, als ein Ideal. „So und so will ich sein, aber dummerweise finde ich mich so und so vor – da muss doch was zu machen sein!“

Mit sich selbst als Entwicklungsaufgabe, als Lebensprojekt und Realisierungsmaßnahme kann man sich über viele Jahrzehnte sehr gut beschäftigen. Man arbeitet an sich, man wird durchaus besser. Man entwickelt Fähigkeiten, die man vorher nicht hatte. Man gibt der Neurose Zucker, indem man sie immer weiter bekämpft, indem man die Muster, in denen sie sich zeigt, zu überwinden versucht. Man identifiziert die inneren Schweinehunde, verjagt sie, schläfert sie ein oder bringt sie um. „Ein Ring, sie zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden …“ (J.R.Tolkien). Die menschliche Sehnsucht nach Vollkommenheit findet im Ideal vom makellosen Selbst sozusagen den zeitgemäßen – und dabei immer latent faschistischen – Ausdruck. Unbewusst vollzieht sich dabei die abhängige kindliche Liebe in ihrer Negation bzw. Perversion.

Wir sehen hier den Kampf des Egos um ein autonomes Ich. Dieser Kampf bringt seine eigenen Symptome hervor und schafft es mühelos, auch diese in seinen „guten Kampf des Glaubens“ an das ideale Selbst mit einzubeziehen. Dieser Kampf ist aussichtslos, im Grunde ist er der innere Antrieb einer jeden Neurose, aber diese Einsicht muss er mit allen Mitteln verhindern. Er erlebt sich selbst als Überlebenskampf, als großangelegte und möglichst totale Schutzaktion für das als verletzt und ohnmächtig erlebte innere Kind. Da gibt es keine Gefangenen. Der Effekt ist immer derselbe: Müdigkeit. Nichts sonst. Der Kampf für Illusionen führt in Vergeblichkeit und Erschöpfung, und andere Kämpfe gibt es möglicherweise gar nicht.

Ein zeitlich etwas weiter innerer entfernter Ort, von dem aus man sein heutiges Dasein erleben kann, ist der Ort der Kindheit. Wenn der Mann/die Frau von heute sich in einer Situation wiederfindet, die für den Jungen/das Mädchen von damals als das Kind seiner Eltern bedrohlich war, wenn mir also ein „Trigger“ begegnet, dann versuchen äußerlich erwachsene Menschen plötzlich, sich mit den Mitteln von damals zu retten. Ihre „Muster“ werden aktiv, in meinem Fall: der kleine Thomas von vor 50 Jahren reißt das Steuer an sich. Der erwachsene Thomas von heute hat nun zwei Möglichkeiten: entweder er verschwindet in dem panischen kleinen Kerl und agiert die damals gelernten Rettungsmuster aus. Er verliert die Gegenwart und landet in seiner kindlichen Vergangenheit wie in einer endlosen Wiederholungsschleife. Er tut das alles, um die Schmerzen von damals zu vermeiden, sie nicht spüren zu müssen.

Die andere Möglichkeit: Er besinnt sich seiner selbst und bleibt im Gespür für sich und seine aktuelle Gegenwart. Er nimmt einfach wahr, was passiert, ohne dem kindlichen Rettungsgebot zu folgen. Das tut oft sehr weh, das innere Kind schreit. Aber diese Schmerzen sind ein Echo, das Echo von damals. Sie kommen nicht wieder, wenn sie einmal wirklich da sein und aus der Distanz zu damals gefühlt und gesehen werden durften. Dann erlebt der erwachsene Mensch das Kind in sich, und das Kind in ihm erlebt den Erwachsenen. Möglicherweise ist dies der erste Erwachsene, der gar nichts weiter von dem Kind will. Er schaut es einfach nur an. Er nimmt es wahr, lässt es gewähren und gibt ihm Recht, ohne ihm zu folgen. Noch einmal: ohne ihm zu folgen oder sonst etwas für es tun zu wollen. Für das innere Kind ist das eine oft Jahrzehnte lang ersehnte Wohltat: Gesehen werden, gewürdigt und anerkannt werden, endlich. Damit beginnt das Kind von damals, sich bei dem Erwachsenen von heute sicher zu fühlen. Es beendet seinen Überlebenskampf und entspannt sich. Der Erwachsene von heute kann in der Gegenwart bleiben, er legt den Trigger zurück ins Regal. Das kindliche Muster von damals war diesmal gar nicht nötig, ganz von allein, ohne Arbeit an sich selbst.

Der trickreichste und am schwierigsten zu bemerkende innere Ort, von dem aus man sein Dasein erleben kann, ist der ungeborene Mensch, also die Zeit von der Zeugung bis zum Abschluss der Geburt. Das Ungeborene in uns erlebt alles „Außen“ als unmittelbar lebensgefährlich, denn es lebt ja ganz in das Innere der Mutter eingelassen. Manchmal kommt es vor, dass Menschen nicht wirklich realisieren konnten, dass ihre eigenen Geburt stattgefunden hat und gut ausgegangen ist, etwa wenn die Geburt nicht ungefährlich war oder jemand dabei große Angst hatte. Sie bleiben dann mit ihrer Körper-Erinnerung im Leib ihrer Mutter. Es kann auch sein, dass sie schon dort große Anpassungsleistungen vollbringen mussten, um überhaupt bis zur Geburt reifen zu können. Jedesmal, wenn im heutigen Leben ihr Körpergedächtnis an die Zeit im Mutterleib und an ihre Geburt erinnert wird, übernimmt das ungeborene oder gerade mit der Geburt beschäftigte Kind das Steuer und reagiert so, wie es damals sinnvoll und lebensrettend war. Auch dieses Kind kann sich entspannen, etwa wenn es in einer Aufstellung oder in einem Lebens-Integrations-Prozess gesehen und gewürdigt wird.

 

Mein Fazit

Keines meiner damals lebensrettenden und heute vielleicht lebensverhindernden Muster kann ich abstellen, denn sie alle sind mit meiner abhängigen Liebe von damals verbunden. Aber ich kann sie von heute aus sehen, sie bezeugen, das Echo von damals fühlen, ihrer Leistung Recht geben und sie dann so lassen. Mit meinen drei Sätzen zum „Nehmen und Verlassen der Eltern“ im Zusammenhang mit der Aufstellungsarbeit beschreibe ich die Wirkung dieser inneren Vorgänge. Ich fasse sie zum Ende der Eltern-Reihe noch einmal kurz zusammen.

„Ich lasse mich selbst als das Kind dieser Menschen so, wie ich mich jetzt vorfinde, ohne mich anders haben zu wollen.“ Ich nehme mich selbst nicht mehr persönlich, ohne jedoch von mir wegzugehen. In diesem Moment beginnt die innere Geburt, das Zu-sich-Kommen, die Selbst- oder geistige Liebe.

„Ich lasse alles, was ich mit ihnen erlebt habe, zu mir gehören, genau so, wie es damals für mich war und ohne mir etwas anderes zu wünschen.“ Ich nehme auch meine Kindheit nicht mehr als etwas Persönliches im Sinne von etwas, das meine Eltern mir angetan oder nicht angetan hätten.

„Ich lasse meine Mutter und meinen Vater so, wie sie sind, ohne von ihnen als Eltern etwas anderes zu verlangen.“ Ich höre damit auf, meine Eltern in ihrem So-Sein persönlich zu nehmen. Das heißt, ich nehme das Leben selbst nicht mehr persönlich. Ich lebe es einfach, wie es zu mir kommt, ob nun aus mir selbst heraus oder von außen. Ich lasse mich leben von dem „Ich bin“, ohne zu wissen, wohin das führt. Spannender geht es kaum. Neulich fragte mich jemand, wie es mir gehe. „Etwas älter, etwas runder, etwas heiterer“, war meine Antwort.

So weit diese kleine Serie über unsere Eltern aus der Perspektive der Aufstellungsarbeit. Vielen Dank für’s Lesen.

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